So, wie die Japaner auch das Weihnachtsfest in großem Stil feiern (trotz des überwiegend buddhistisch/shintoistischen Glaubens), so importieren und feiern sie auch den Valentinstag mit großer Begeisterung.
Doch im Unterschied zu Deutschland, England, den USA und dem antiken Rom, verschenken die Herren in Japan an diesem Tag nicht überwiegend Blumen an die Dame Ihres Herzens oder an Ihre Ehefrau, sondern es sind im Gegenteil nur die Frauen, die am Valentinstag die Männer beschenken – und fast ausschließlich mit Schokolade!
Auch in Japan wurde der Valentinstag natürlich aus rein kommerziellen Gründen entdeckt, übernommen und vermarktet. Ursprünglich als Werbemaßnahme japanischer Kaufhäuser in den 50ern, wird der Valentinstag seit den 70gern von der heimischen Schokoladenindustrie dominiert. Die hiesigen Weihnachtsmänner und Osterhasen aus Schokolade würden jedenfalls vor Neid erblassen, so groß ist die Umsatzsteigerung im japanischen Schokoladenvertrieb kurz vor dem 14. Februar. Allein 20 Prozent ihres Jahresumsatzes machen unsere Schokofirmen an diesen wenigen Tagen! Das ist ein wirklich gutes Geschäft.
Für viele Mädchen und Frauen ist der Valentinstag aber ebenso ein ganz bedeutender Tag im Jahr, denn er ist einer der wenigen Gelegenheiten in Japan, dem Angebeteten gegenüber seine romantischen Gefühle zu offenbaren. Daher ist es auch für die Jungs und Männer ein ganz, ganz spannender Tag, an dem sich zeigt, ob und wie viel Schokolade und Liebesbriefe man(n) bekommt.
In Japan gibt es allerdings zwei Arten von Schokoladengeschenk! Es gibt die Honmei-Schoko und die Giri-Schoko. Die Honmei-Schoko wird nur verschenkt, wenn echte, tiefe, romantische Gefühle mit im Spiel sind, – die Giri-Schoko dagegen ist ein kleines Dankeschön an Freunde, Kollegen im Büro und auch den eigenen Chef. Giri bedeutet soviel wie Pflicht, daher verschenkt man diese Schokolade nicht an seinen Liebsten, sondern an die, die man mehr (oder weniger) mag. Pflicht ist Pflicht, und das ganz besonders in Japan.
Äußerlich sind beide Schoko-Arten manchmal nicht zu unterscheiden, daher wird beim Überreichen verbal oder mit einer kleinen Karte direkt klargestellt, um welche Form von Schokoladengeschenk es sich gerade handelt! Oder man wählt die Form geschickt so, dass Mißverständnisse erst gar nicht entstehen können …
Japaner lieben Fisch – und auch Schokolade. Dieses eindeutig als Giri-Schoko zu identifizierende Valentinsgeschenk ist tatsächlich Schokolade! Vielleicht ist das nicht romantisch, aber immerhin lecker!
Das alles klingt angesichts von soviel Schokolade, die die Hormone der Männerwelt jedes Jahr durcheinander rüttelt, erst mal ganz prima. Und wer besonders viel Schokolade am Valentinstag bekommt, ist natürlich mächtig stolz.
Aber Achtung! Viele junge Japanerinnen verteilen die Schokolade mit der Erwartung, nach einem Monat ein Gegengeschenk zu erhalten, das den Wert der damaligen Schokolade um das (mindestens!) dreifache übersteigt. Da am Valentinstag nur die Männer beschenkt werden, so werden einen Monat später, am 14. März, nur die Frauen beschenkt. Genannt wird dieser Tag »White Day«, denn verschenkt werden hauptsächlich weiße Schokolade und weiße Marshmallows. Aber auch wesentlich exklusivere Geschenke werden den Damen gemacht, wie beispielsweise Schmuck, eine Uhr, eine Handtasche, ein Heiratsantrag, etc.
Wie gesagt: ein wirklich gutes Geschäft!
mm|jah